GRÜNE luden ein zum Kinofilm „Suffragetten – Taten statt Worte“

„Wir sind nicht angetreten, um die Gesetze zu brechen, wir sind angetreten, um sie zu machen“. Unter diesem Motto kämpften vor fast genau einem Jahrhundert Frauen als die sogenannten „Suffragetten“ darum, das Wahlrecht zu bekommen. Bis dahin galt: Frauen werden durch ihre Väter, Brüder und Männer ausreichend politisch vertreten. Um Bilanz zu ziehen nach fast 100 Jahren Frauenwahlrecht luden MdL Kerstin Celina, sozialpolitische Sprecherin der GRÜNEN Landtagsfraktion, und die Schweinfurter GRÜNEN Frauen zur Filmvorführung „Suffragetten – Taten statt Worte“ und zum lockeren Frühstücksgespräch über die Situation von Frauen in der Politik im Laufe dieser einhundert Jahre ein.

1919, als Frauen 1919 das erste Mal in Deutschland wählen durften, beteiligten sich 82% der Frauen an der Wahl; 41 weibliche Abgeordnete, also fast zehn Prozent, saßen fortan in der Weimarer Nationalversammlung, erläuterte Birgid Röder, Kreisrätin der Schweinfurter Grünen, einleitend. Die Parlamentarierinnen der Weimarer Republik setzten einige Reformen durch, die das alltägliche Leben von Frauen verbesserten, z.B. durch die Garantie der Sozialversicherung für Heimarbeiterinnen, die Milderung der Abtreibungsstrafe und ein Mutterschutzgesetz. Dennoch lag die Gleichberechtigung der Frau in weiter Ferne: Frauen waren in der Ehe nach wie vor vollständig von ihren Männern abhängig Dank dem großen Einsatz der vier einzigen Verfassungsschreiberinnen im Parlamentarischen Rat und dem Einsatz vieler anderer Frauen außerhalb des Rates, wurde die Geleichberechtigung von Mann und Frau in Artikel 3 des Grundgesetzes endlich fest verankert, erzählte Röder und wies darauf hin, dass die traditionellen Rollenbilder in der Gesellschaft gleich blieben. Erst 1958 wurde das Alleinentscheidungsrecht des Mannes in der Ehe zum ersten Mal angetastet, indem z.B. das bis dahin gültige Letztentscheidungsrecht des Ehemanns in allen Eheangelegenheiten ersatzlos gestrichen wurde. Doch die Zuständigkeit der Frauen für den Haushalt blieb gesetzlich verankert, genauso wie weitere Beschränkungen der Frauenrechte. Erst eine Reform des Ehe- und Familienrechts 1977 ersetzte die Hausfrauenehe durch ein Partnerschaftsprinzip. Und erst mit dieser Reform, im Jahr 1977, durften Frauen ohne die Einwilligung ihres Ehemannes z.B. arbeiten, ein Konto eröffnen, und ihr eigenes Vermögen verwalten.

Und heute? Sexismus in der Politik gäbe es immer noch, zumindest immer wieder, erzählte Dr. Manuela Rottmann, unterfränkische Bundestagskandidatin, und verwies auf eine intensive Debatte im Frankfurter Stadtrat, in der es um einen Antrag ging, der die angemessene medizinische Behandlung von Frauen nach einer Vergewaltigung sicherstellen sollte. „Diese Debatte war schlimm. Von Feixen und Grinsen bis zur Behauptung, Frauen würden Vergewaltigungen nur erfinden, um sich Vorteile in Scheidungsverfahren zu verschaffen, kam alles vor. Aber plötzlich ging ein Ruck durch die Versammlung. Die Frauen standen auf gegen diese frauenverachtende Stimmung. Alles, was sie sonst überhören, übersehen oder verdrängen, kam an dem Abend hoch.

In einem Rückblick erläuterten die GRÜNEN, dass Hildegard Hamm-Brücher, die parteiübergreifend anerkannte „Grande Dame“, ähnliche Erfahrungen gemacht hatte. Als unabhängige, unbequeme Frau und weibliche Politikerin, hatte Hamm-Brücher es nie leicht gehabt, erzählte sie einmal in einem Interview und betonte, wie mühevoll es war, sich als Frau Gehör zu verschaffen. Viele Jahre und Jahrzehnte war sie in der Politik fast ausschließlich von Männern umgeben gewesen, deren Haltung sie folgendermaßen beschrieb: „Die Männer haben sich ja in den 50er Jahren noch haushoch, was sage ich, turmhoch überlegen gefühlt. Sie dachten Frauen seien nur für den Sex da und dass sie den Haushalt in Ordnung halten. Die Männer (…) damals (…) achteten die Gleichwertigkeit der Frau nicht.“

Dass die Ergebnisse politischer Entscheidungsprozesse noch heute oft anders ausfallen, wenn Frauen die Betroffenen sind, als wenn v.a. Männer davon betroffen wären, davon ist die Landtagsabgeordnete Kerstin Celina überzeugt: „Als der Rechtsanspruch auf Kita-Plätze gesetzlich verankert wurde, wurden aus der Politik heraus Modelle entwickelt, um zusätzliche und flexible Betreuungsplätze durch sogenannte „Tagesmütter“ anbieten zu können. Das ganze Modell basiert aber darauf, dass die Frauen ‚sowieso‘ zu Hause sind und beim Ehemann mitversichert sind“, erläuterte Celina. „Wären es überwiegend Männer, die diese Betreuungstätigkeit übernehmen würden, wären die Konditionen, zu denen sie dies täten, ganz anders: die Bezahlung würde sich danach orientieren, dass es eine selbständige Tätigkeit ist, für die man sich selbst versichern muss und von der man ein ausreichendes Auskommen für sich erwirtschaftet“.

„Frauen müssen selbstbewusst darstellen, was sie können und was sie wissen“ appellierte Shiloe Mokay, die seit kurzem die Tätigkeit der Eine-Welt Initiativen in Unterfranken koordiniert, und fasste damit in einem Satz zusammen, was die Zuhörerinnen bewegte. Die unterfränkische Bezirkstagsabgeordnete Bärbel Imhof aus Lohr plädierte dafür, dieses Wissen und dieses Können in die kommunalen Gremien zu tragen. Sie selbst habe selbst immer wieder erfahren, dass gerade diejenigen Frauen, die ehrenamtlich Politik in den Gemeinderäten, Stadträten, Kreisräten und auf Bezirksebene machen, den frauenpolitischen Anliegen ihrer Parteien ein Gesicht geben: „Wir Frauen in der Politik sind immer auch Vorbilder für Frauen, den Schritt in die Politik zu wagen. Frauen können Politik!“